4 to the bar © Lorenz Gempper

Wir für unsere Stadt - Frankfurter Bürgersalon

In Präsenz, digital oder hybrid? Hochschullehre heute
  • Freitag, 10. September 2021 – 19.30 Uhr

Holzhausenschlösschen
Justinianstraße 5
60322 Frankfurt am Main

© Katharina Wiedemann

Vortrag von Miloš Vec

Was hat die Corona-Erfahrung mit der Hochschullehre gemacht? In seinem für die Frankfurter Bürgerstiftung konzipierten und im August 2021 aufgezeichneten Vortrag „In Präsenz, digital oder hybrid? Hochschullehre heute“ zieht Miloš Vec eine (subjektive) Bilanz von universitären Lehrerfahrungen in drei verschiedenen Phasen:

(1) Die Hochschullehre vor Corona hatte ihre eigenen Schwierigkeiten und darf keineswegs romantisiert oder idealisiert werden, so sehr man sich derzeit die Rückkehr zur Präsenz im Hörsaal wünscht. Im Hörsaal herrscht eine eigene Aufmerksamkeitsökonomie; technische Möglichkeiten haben in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten ambivalente Auswirkungen auf den Unterricht gehabt. Der Unterricht fand in einer großen Bandbreite statt. Nur in den seltensten Fällen wurden Vorlesungen aufgezeichnet oder per Fernlehre abgehalten.

(2) Das plötzliche Aussetzen des Präsenzunterrichts ab März 2020 brachte eine Flut von neuen Herausforderungen und etablierte ein medial völlig neues Unterrichtsformat. Technisch und didaktisch musste der Unterricht ganz neu entworfen werden, Interaktion neu durchdacht werden und vielfach auch die Prüfungen. Mittlerweile liegen drei Semester Erfahrungen damit vor. Lehrende und Studierende haben sich nach einem anfänglichen Schock zunehmend in dieser neuen Welt eingerichtet, manche Zumutung ertragen – und sie sehen auch Vorteile.

(3) Aus diesen Erfahrungen werden derzeit vielerorts mögliche Schlüsse gezogen. Sollen hybride Unterrichtsformate Norm werden, also Unterricht teilweise in Präsenz und teilweise in Abwesenheit stattfinden? Bleiben Aufzeichnungen und Fernlehre auch über Corona hinaus für die Masse der Hochschullehrer Standard?

Welche möglichen Vorteile besitzt die Digitalisierung des Unterrichts – und welche Nachteile müssen damit abgewogen werden? Es ist die große und offene Preisfrage dieser Zeit, wie man die erkennbar gewordenen Chancen in eine Hochschullehre der Zukunft integrieren kann. Persönlich hat ihm die Corona-Erfahrung vor allem die Unverzichtbarkeit von Begegnungen in Person und unmittelbarer Ansprache als Grundlage des Hochschulunterrichts verdeutlicht.

Univ.-Prof. Dr. Miloš Vec ist seit 2012 Professor für europäische Rechtsgeschichte am Institut für Rechts- und Verfassungs-geschichte der Universität Wien. Zuvor war er Fellow am Wissenschaftskolleg Berlin (2011/2012) und arbeitete am Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt am Main. UNIVIE Teaching Award 2015 der Universität Wien. Von 2016-2020 war er Permanent Fellow am Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM), Wien. Habilitation 2005 an der Goethe Universität Frankfurt für die Fächer Neuere Rechtsgeschichte, Rechtsphilosophie, Rechtstheorie und Zivilrecht. Miloš Vec schreibt seit 1989 als freier Mitarbeiter der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Sein aktueller Forschungsschwerpunkt liegt in der Völkerrechtsgeschichte.

Der Vortrag wurde Corona-bedingt ohne Publikum aufgezeichnet und steht ab dem 10. September in unserer Mediathek zur Verfügung.