Musikstadt Frankfurt: Clemens Krauss und Hans Wilhelm Steinberg
- Montag, 12. Juni 2023 – 19.30 Uhr
Holzhausenschlösschen
Justinianstraße 5
60322 Frankfurt am Main
Eintritt frei, freie Platzwahl (Plätze auf der Empore sind mit eingeschränkter Sicht), Anmeldung erforderlich (zum Anmeldeformular gelangen Sie über den ganz oben stehenden Link).
Darüber hinaus werden wir über die Mediathek unserer Website am Veranstaltungstag einen kostenfreien Livestream des Vortrags anbieten. Zum Livestream gelangen Sie hier.
Als die Frankfurter Oper 1880 nach mehr als zehnjähriger Planungs- und Bauzeit eröffnet wurde, galt sie als eines der schönsten, aber auch teuersten Opernhäuser Deutschlands. Kaiser Wilhelm, der eigens zu Eröffnung angereist war, flüsterte dem Intendanten Emil Claar zu, so etwas hätte er sich in Berlin nicht leisten können. Unabhängig von der äußeren Pracht entfaltete die Frankfurter Oper (die heute als „Alte Oper“ der Stadt als Konzerthaus dient) von Beginn an auch künstlerisch ein ausgesprochen hohes Niveau.
Zwei Weltklassedirigenten in Frankfurt und ihre unterschiedlichen Lebenswege! Während Clemens Krauss seit 1925 die „Goldenen Jahre“ der Frankfurter Oper begründete, fünf Jahre später an der Wiener Staatsoper Karriere machte und als Librettist und Interpret der Opern von Richard Strauss bis heute in Erinnerung geblieben ist, trieb es seinen Nachfolger Hans Wilhelm Steinberg in Verfolgung und Exil. Obwohl er in Frankfurt seit 1929 als Chefdirigent der Oper exzellente Arbeit geleistet hatte, wurde er seiner jüdischen Herkunft und seines Einsatzes für die Neue Musik wegen 1933 widerrechtlich entlassen. Er blieb zunächst in Frankfurt und gründete hier den „Jüdischen Kulturbund“, entschloss sich dann aber zum Exil nach Tel Aviv und schließlich in die USA, wo er unter dem Namen William Steinberg als Leiter von US-amerikanischen Spitzenorchestern hochgeschätzt wurde, zahlreiche Schallplatten aufnahm und auf seinen weltweiten Tourneen für einzelne Konzerte auch nach Deutschland, sogar nach Frankfurt zurückkehrte.
Der Vortrag beleuchtet Leben und Werk der beiden großartigen Interpreten vor dem Hintergrund der zeitgeschichtlichen Ereignisse. Während Clemens Krauss von der nationalsozialistischen Kulturpolitik profitierte, wurde Hans Wilhelm Steinberg verfemt und verfolgt, konnte aber selbst diesem bedeutenden Schicksalsschlag neue Perspektiven für eine ebenso erfolgreiche internationale Karriere abgewinnen. Wie stets sorgen zahlreiche Bilder und Klangbeispiele für ein abwechslungsreiches und Vortragserlebnis.
Dr. Ulrike Kienzle ist Privatdozentin für Musikwissenschaft und arbeitet als freie Autorin und Forscherin, als Kuratorin und Dozentin. Sie hat zahlreiche Veröffentlichungen über Richard Wagner, Franz Schreker, Robert und Clara Schumann, Giuseppe Sinopoli sowie über das Musikleben von der Goethezeit bis zur Gegenwart vorgelegt. Sie ist Ko-Kuratorin für Musik im Deutschen Romantik-Museum und Dramaturgin der Brentano-Akademie Aschaffenburg. Seit 2021 realisiert sie in der Alten Oper Frankfurt die Reihe „Kienzles Klassik: Musikseminare für Wissbegierige“. Im Auftrag der Frankfurter Bürgerstiftung hat sie die beiden Ausstellungen Drei Generationen Mozart in Frankfurt (2005) und Robert und Clara Schumann in Frankfurt (2010) kuratiert, 2013 eine Studie über die Frankfurter Mozart-Stiftung vorgelegt und 2014 ein von ihr wiederentdecktes Streichquartett von Max Bruch herausgegeben. 2019 kuratierte sie die vielbeachtete Ausstellung „Clara Schumann: Eine moderne Frau im Frankfurt des 19. Jahrhunderts“ im Institut für Stadtgeschichte. Seit 2021 erforscht sie im Auftrag der Frankfurter Bürgerstiftung die Musikstadt Frankfurt. Flankiert wird das umfangreiche Projekt von Online-Essays, Vorträgen, Konzerten und Teilausstellungen. Zum Abschluss wird sie 2026 eine zweibändige Buchpublikation vorlegen.
Gesamtleitung: Frankfurter Bürgerstiftung
Förderer: Adolf Christ Stiftung, Cronstett- und Hynspergische evangelische Stiftung, Freundes- und Förderkreis der Frankfurter Bürgerstiftung