Flashlines 2020 © Pascal Kulcsar

Salon kontrovers: Briefe – schreiben und lesen

„Ich spreche von dem, der mich verhext hat, den ich geliebt habe und über den ich mich unablässig ärgere“ – Briefwechsel zwischen Voltaire und Friedrich dem Großen
  • Donnerstag, 16. Mai 2024 – 19.30 Uhr

Holzhausenschlösschen
Justinianstraße 5
60322 Frankfurt am Main

Friedrich der Große und Voltaire (Gemälde von Anton Graff, 1781 / Gemälde nach Maurice Quentin de La Tour, etwa 1736) © Gemeinfrei / Wikimedia Commons

Eintritt € 14,- (Parkett, Reihe 1-5) / € 10,- (Parkett, Reihe 6 und Fensterbänke) / € 5,- (Empore, eingeschränkte Sicht)

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Gelesen von Peter Schröder und Stephan Wolf-Schönburg
Konzeption und Einführung: Ruthard Stäblein

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Selten kommt es zu einer persönlichen und zugleich fruchtbaren Beziehung zwischen Politikern und Intellektuellen, zwischen Geist und Macht. Platon scheiterte an dem Tyrannen von Syrakus; Heidegger an Hitler, Aristoteles lehrte Alexander den Großen, aber davon dürfte nicht sehr viel hängen geblieben sein.

Eine Ausnahme aber bildet das Verhältnis zwischen Friedrich dem Großen und Voltaire. Der preußische Kronprinz trug 1736 Voltaire die Brieffreundschaft an; er bewarb sich um die Aufmerksamkeit des Philosophen wie ein Liebhaber. Da war Friedrich 24 und Voltaire 42 Jahre alt. Voltaire antwortete ihm geschmeichelt, ließ sich 1750 an den Hof des preußischen Königs, nach Sanssouci, locken. Voltaire glänzte als Unterhalter des Hofs und genoss die Soupers in Sanssouci. Dann aber kam es zu einem Zerwürfnis. Voltaire spekulierte mit verbotenen Aktien. Er floh mit verfänglichen Briefen „Féderics“ nach Frankfurt, wo ihn der preußische König verhaften ließ. Der Briefverkehr ging indessen weiter, bis zum Tod von Voltaire im Jahr 1778. Es geht um den Kampf gegen den Fanatismus, gegen die Kirchen, für Aufklärung und Vernunft, aber auch um die Unvernunft von Herrschern, die zur Mehrung ihrer Macht Menschenleben opfern, wie Voltaire es dem „Schlächter“ Friedrich vorwarf.

Die Auswahl für den „Salon kontrovers“ wirft ein neues Licht auf das Verhältnis zwischen dem König der Philosophen und dem König der Preußen. Gewöhnlich wird nämlich die Freundschaft nach der Festnahme von Voltaire in Frankfurt 1753 für beendet erklärt; aber die weiteren Briefe nach 1753 bezeugen eine dynamische Beziehung oszillierend zwischen Liebe, Verrat und Hass.

Ruthard Stäblein

Die Mitwirkenden


In Berlin geboren und aufgewachsen, absolvierte Peter Schröder seine Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover. Ab 1982 hatte er Engagements in Bremen, Lübeck, Kassel, Hamburg, Berlin, am Theater an der Ruhr und bis 2011 am Theater Basel. Er arbeitete u.a. mit Werner Schroeter, Elias Perrig und Roberto Ciulli zusammen und, seit seinem Engagement am Schauspiel Frankfurt ab 2011, mit Michael Thalheimer, Kay Voges, Oliver Reese, Andrea Breth, Jan Bosse, Andreas Kriegenburg, David Bösch, Roger Vontobel, Anselm Weber und Mateja Koleznik. In Frankfurt war er auch in seinen Soloabenden „Die Legende vom heiligen Trinker“, „Lenz“ und „Abschied von den Eltern“ von Peter Weiss zu sehen.

Peter Schröder © Michael Benthin

Stephan Wolf-Schönburg ist als Diplomatensohn in Bonn, Washington D.C. und Kairo aufgewachsen. Nach Abschluss seiner Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar in Wien arbeitete er u.a. an Taboris Theater sowie am Volkstheater; Anfang der 1990er-Jahre ging er nach Berlin. Seine Theaterarbeit führte ihn an die dortige Schaubühne sowie zu den Salzburger Festspielen, ans Zürcher Schauspielhaus, Staatstheater Braunschweig, Maxim Gorki Theater und an die Neuköllner Oper, wobei er mit Tatjana Rese, Luca Ronconi, Andrzej Wajda, Jürgen Zielinski, Karin Koller und Andreas Gergen arbeitete. Bei Film und Fernsehen traf er auf Regisseurinnen und Regisseuere wie Jean-Marie Straub und Danièle Huillet, Armin Mueller-Stahl, H-C Blumenberg, Vivian Naefe, Paul Greengrass oder Bille Eltringham. Der Künstler ist selbst als Regisseur und Autor tätig (u.a. Theater der jungen Welt in Leipzig, Landestheater Detmold). Als Sprecher hörte man ihn u.a. im rbb (Ohrenbär), in Arte und in 3sat. Stephan Wolf-Schönburg war Gastdozent an der Universität Leipzig und unterrichtete Schauspielstudenten des Freedom Theatre in Jenin/Palästina. 2011 hat er eine Ausbildung zum Friedens- und Konfliktberater an der Akademie für Konflikttransformation des Forums Ziviler Friedensdienst abgeschlossen. Seit 2001 übt er auch ehrenamtliche oder projektbezogene Tätigkeiten für medico international aus.

Stephan Wolf-Schönburg © Maike Ammann

Ruthard Stäblein, geboren in Mellrichstadt. Studium der Romanistik, Germanistik, Komparatistik und Philosophie in Berlin, Tübingen, Toulouse und an der Sorbonne in Paris. Danach als Assistent, Lektor und Dozent in Paris und Nancy: Mitglied in der Forschungsgruppe „Culture de Weimar“ an der Pariser „Maison des Sciences de l'Homme“. Publikationen zur Wiener Moderne und zur „Dekadenz“ in verschiedenen Sammelbänden. Herausgeber von „Identitätskrise und Surrogatidentitäten. Zur Wiederkehr einer romantischen Konstellation“ (Campus-Verlag) sowie einer Reihe über Moral seit 1992 in fünf Bänden, erschienen bei Fischer und Insel. Seit 1988 Mitarbeiter des Hessischen Rundfunks, Redakteur für Literatur. Dramaturgische Einrichtung von Hörbüchern wie „Der Mann ohne Eigenschaften“ von Robert Musil; „Atemschaukel“ von Herta Müller; Briefwechsel zwischen Siegfried Unseld und Thomas Bernhard; „Schopenhauer in 100 Minuten“; „Autobiographische Schriften“ von Thomas Bernhard; „Freiheit“ von Jonathan Franzen; „Der Traum des Kelten“ von Mario Vargas Llosa; „Die sterblich Verliebten“ von Javier Marias, „Nietzsche in 100 Minuten“ u.v.a.

Gesamtleitung: Frankfurter Bürgerstiftung
Förderer: Dr. Marschner Stiftung

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