Mascha Kaléko – Die Nachtigall in meinem Garten schweigt
- Freitag, 8. November 2024 – 19.30 Uhr
Holzhausenschlösschen
Justinianstraße 5
60322 Frankfurt am Main
Eintritt € 14,- (Parkett, Reihe 1-5) / € 10,- (Parkett, Reihe 6 und Fensterbänke) / € 5,- (Empore, eingeschränkte Sicht)
Besetzung
Judith Jakob, Rezitation
Joachim Jezewski, Klavier
Zur Veranstaltung
Judith Jakob zeichnet das Leben der Dichterin Mascha Kaléko anhand ihrer Verse und Tagebuchaufzeichnungen nach. Musikalisch unterstützt wird sie am Klavier von Joachim Jezewski.
Mascha Kaléko wird 1907 in Chrzanòw, Galizien geboren. 1914 wandert die Familie nach Deutschland aus und zieht nach dem ersten Weltkrieg nach Berlin. Ende der zwanziger Jahre findet Mascha Kaléko Anschluss im Kreis der Dichter und Literaten im „Romanischen Café“, sie trifft dort u.a. auf Tucholsky und Claire Waldoff, man vergleicht sie mit Erich Kästner und dem jungen Heinrich Heine. Sie ist eine Alltagspoetin, trifft den Ton der Zeit, ihre Gedichte aus dem Alltag der „kleinen Leute“, in denen sie den Berliner Witz und die Trauer und Weisheit aus dem jüdischen Osten vereint, werden begeistert aufgenommen. Ihr erstes Buch, das „Lyrische Stenogrammheft“ wird für die jüdische Schriftstellerin 1933 zum Bestseller. Nach ihrem zweiten Buch, „Das kleine Lesebuch für Große“ (1935), werden die Schriften Mascha Kalékos von den Nationalsozialisten verboten. Sie finden dennoch unter der Hand weite Verbreitung.
1938 emigriert sie mit ihrem Mann Chemjo Vinaver und dem gemeinsamen Sohn nach Amerika. Es folgen schwere Jahre, in Armut und Isolation. Sie schreibt wenig. In den 1950er Jahren legt Rowohlt ihre Gedichte erneut auf. Sie wird für den Fontane- Preis nominiert, doch sie lehnt den Preis ab, da in der Jury ein ehemaliger SA-Mann sitzt. Aus Liebe zu ihrem Mann und seinem musikalischen Lebenswerk wandert sie nach Israel aus, wo sie stets fremd bleiben wird. Es wird wieder still um Mascha Kaléko. Schicksalsschläge prägen ihr Leben. 1968 stirbt unerwartet der Sohn, 1973 erliegt ihr Mann einem schweren Leiden. 1974 bereist sie zum letztem Mal Europa. Sie hält eine letzte Lesung in Berlin. Mascha Kaléko stirbt 1975 in Zürich.
Heimweh, wonach ? Wenn ich Heimweh sage, sag ich „Traum“.
Denn die alte Heimat gibt es kaum.
Wenn ich Heimweh sage, mein ich viel :
Was uns lange drückte im Exil.
Fremde sind wir nun im Heimatort.
Nur das „Weh“, es blieb.
Das „Heim“ ist fort.
Die Mitwirkenden
Judith Jakob studierte Gesang, Schauspiel und Tanz an der Folkwang Universität der Künste Essen. Im Anschluss an ihre Ausbildung spielte sie ein Jahr in Wien in der Uraufführung des Musicals „Mozart!“ mit und wechselte anschließend für zwei Jahre als Schauspielerin ins Festengagement an das Stadttheater Heilbronn. Seit 2002 wohnt sie in Köln und ist freiberuflich als Schauspielerin, Musicaldarstellerin, Sängerin und Sprecherin (u.a. WDR, Deutschlandfunk) tätig; auch steht sie regelmäßig vor der Kamera.
Sie gastierte in vielen verschiedenen Rollen an den Wuppertaler Bühnen, an der Dresdner Staatsoperette, am Staatstheater Braunschweig, der Bonner Oper, dem Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen, am Stadttheater Krefeld, am Prinz-Regent-Theater Bochum, am Gostner Hoftheater Nürnberg oder am Mainzer Staatstheater. 2011 bis 2014 war sie Mitglied des Kabarett-Trios Proseccopack, das seine Heimat im Düsseldorfer Kom(m)ödchen hatte und auf verschiedenen Bühnen quer durch die Republik Erfolge feierte. 2012 wurde das Programm „Frau der Ringe“ mit dem Leipziger Löwenzahn, dem Preis der Leipziger Lachmesse, ausgezeichnet. Seit 2015 steht sie an der Seite von Melanie Haupt in den selbst produzierten Kabarett-Theaterabenden „Frauen an der Steuer“ (bis 2021) und aktuell „La Pharmiglia – organisiertes Gebrechen“ auf der Bühne.
2007 brachte zusammen mit Joachim Jezewski die musikalische Lesung „Sei klug und halte dich an Wunder“ (seit 2014: „Die Nachtigall in meinem Garten schweigt“), eine Hommage an die Dichterin Mascha Kaléko, auf die Bühne, die sie 2009 auch als CD produziert haben. Weitere gemeinsame Abende sind eine musikalische Lesung mit Texten von Heinrich Heine, sowie andere themenbezogene Lesungen. 2021 produzierte Judith Jakob mit Hilfe des NRW Stipendiums während der Corona-Krise eine weitere CD mit Texten von Mascha Kaléko, diesmal eine rein musikalische CD mit Eigenvertonungen der Gedichte: „Nacht ohne Schlaf – Judith Jakob singt Mascha Kaléko“.
Joachim Jezewski, geboren 1962, studierte Schulmusik, Philosophie und Musikwissenschaft. Seit 1980 ist er Musikalischer Leiter und Schauspieler beim „Kleinen Theater Brühl“, seit 1983 Klavierdozent an der Kunst- und Musikschule Brühl und seit 1984 ständiger Pianist des „MGV Eufonia Brühl“. Ein Jahr später gründete er das Ensemble für Neue Musik „Antiphonae“, dessen musikalischer Leiter er ebenfall ist. Als gefragter Klavierbegleiter hatte er weltweite Auftritte (u.a. Spanien, Frankreich, China, Namibia, Kanada) und wirkte an zahlreichen Funk- und Fernsehproduktionen mit. Er konzipiert und schreibt eigene Rezitationsprojekte und Theatermusiken, führte mit dem Bariton Martin Lindsay u.a. Schuberts „Winterreise“ auf und wirkte als Bühnenmusiker im Theater der Keller in Köln (u.a. in „Non(n)sense“, im Hildegard Knef-Stück „Für mich soll’s Rote Rosen regnen“ und im „Klüngelpütz“).
Gesamtleitung: Frankfurter Bürgerstiftung
Förderer: Adolf Christ Stiftung