Emil Mangelsdorff
Emil Mangelsdorff

Ella & Louis Jazz Club im Holzhausenschlösschen by Thomas Siffling

Julia Hülsmann Quartet: The Next Door
  • Donnerstag, 6. März 2025 – 19.30 Uhr

Holzhausenschlösschen
Justinianstraße 5
60322 Frankfurt am Main

Julia Hülsmann Quartet © Volker Bernshausen

Eintritt: € 39,- (Parkett, Reihe 1-5) / € 24,- (Parkett, Reihe 6 und Fensterbänke) / € 14,- (Empore, eingeschränkte Sicht)

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(1993. Bürgerkonzert)

Besetzung


Julia Hülsmann, Klavier
Uli Kempendorff, Tenorsaxophon
Marc Muellbauer, Bass
Heinrich Köbberling, Schlagzeug

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„Unsere verschiedenen Rollen im Quartett sind offener und freier gestaltet als im Trio. Auch wenn es einen zusätzlichen Musiker gibt, ist es nicht notwendig, Aufgaben strikt zuzuweisen. Ich kann mich am Klavier frei bewegen, von Unisono-Linien zur melodischen Begleitung wechseln und dann in eine Basslinie übergehen – alles nahtlos, weil wir uns immer gegenseitig zuhören. Das ist unsere oberste Priorität“ – Julia Hülsmann

Für The Next Door hat sich Julia Hülsmann mit derselben Besetzung ihres letzten Albums, Not Far From Here (2019), in den Studios La Buissonne eingefunden um das, auf Tour nochmals feiner geschliffene, intensive Zusammenspiel der Gruppe zu dokumentieren. Der Guardian nannte das Debüt des Quartetts „eine Glanzleistung, für seine unaufdringliche Neuerfindung des Vertrauten und seine kühle Virtuosität“ und sprach von „kluger, durchdachter, neugieriger zeitgenössischer Jazzmusik“. Diese Tugenden wurden auf dem zweiten Album des Quartetts nochmals geschärft und neue Idiome hinzugefügt, wobei jedes Mitglied – Tenorsaxophonist Uli Kempendorff, Heinrich Köbberling am Schlagzeug, Marc Muellbauer am Bass und Julia – Eigenkompositionen beisteuert.

„Seit dem letzten Album waren wir sehr viel unterwegs“, bemerkt Julia. „Wir hatten Zeit, unser Verhältnis als Quartett weiter zu entwickeln, und dadurch ist unser Zusammenspiel noch intuitiver geworden.“ Selbst als die meisten Live-Aktivitäten zeitweise eingestellt wurden, nahmen Julia und ihr Quartett an alternativen Aufführungsprojekten teil und verbrachten viele Wochen mit intensiven Proben von neuem Material. Das Ergebnis ihrer Arbeit, auf diesem Album festgehalten, ist ebenso facettenreich wie kompromisslos, wobei der Schwerpunkt auf dem intimen Ensemble-Zusammenspiel liegt. Anleihen in der Jazztradition, zwischen den modalen Gepflogenheiten der 60er Jahre und Post-Bop verortbar, ziehen sich wie ein roter Faden durch „The Next Door“, aber was wirklich heraussticht, ist die Art und Weise, wie die Gruppe mit diesen Einflüssen umgeht und sie sich zu eigen macht.

„Empty Hands“, das nachdenkliche Einführungsstück, gibt sich als weiße Leinwand, die nach und nach mit zarten Tastenanschlägen, suchenden Melodien und sanfter Begleitung ausgefüllt wird. Julia, die den Song geschrieben hat, meint: „Wenn die Hände voll sind muss man mit vielen Dingen jonglieren, man hat alle Hände voll damit zu tun. Ich komme mit leeren Händen. Ist das gut oder schlecht? Mit leeren Händen bringt man vermeintlich nichts mit, aber eigentlich kann man es auch so sehen, dass man alle Möglichkeiten offen hat, etwas Neues zu kreieren“. „Made of Wood“ hebt sich von diesem impressionistischen Ansatz mit einem erdigen Ton ab, eingebettet in einen modalen Rahmen und vorangetrieben durch geradlinigen Swing: „Ich habe im Moment immer wieder das Bedürfnis etwas Verlässliches und Solides, vielleicht auch Versöhnliches zu schreiben. Dieses Stück bezieht sich auf meine innere Basis, die ich mir gerne als etwas Holziges, Warmes vorstelle.“

Die kurze Duo-Exposition der Pianistin im Austausch mit Saxophonist Uli Kempendorff auf „Jetzt Noch Nicht“ – später als Variation mit allen Mitgliedern der Gruppe nochmal neu ausgelegt – enthüllt ein stimmungsvolles Thema, mit einer sich selbst umwickelnden Melodie, die zum expressivsten Spiel aller Beteiligten einlädt. Bei Julias „Fluid“ gibt sich die Band als kompakte, schwungvolle Einheit in einer hypnotisierenden Darbietung eines sanften, stetig ansteigenden Bogens: „Dieses Stück basiert auf dem dichten, flächigen Klaviersound, der bei Minute 1:00 einsetzt. Über diesem fließenden Teppich können sich Melodien herausschälen und in Wellen weiter fließen. Wasser ist für mich ein wichtiges Element, das immer wieder in meinen Bildern auftaucht.“

Ulis voller Ton ergänzt Julias Trio mit außergewöhnlicher Wärme und geht eine natürliche Symbiose mit dem sensiblen Anschlag der Pianistin ein; sein eigenes Stück „Open Up“ gehört zu den Höhepunkten des Sets: „Beim Schreiben von ‘Open Up‘ war mir nur die Linie und ihre Vorwärtsbewegung wichtig. Sie schlängelt sich tänzelnd und sperrig zugleich durch drei Oktaven. Die ausgeschriebene Basslinie bietet ihr einen Kontrapunkt, Klavier und Drums steht es frei sich einzuklinken oder zu kommentieren. Der Vamp für die Soli ist recht einfach, bietet aber viele Möglichkeiten für rhythmische Überlagerungen und Uminterpretationen. So kann man beim Spielen immer wieder Angebote machen. Mir gefällt, wie die Band das mit leichter Hand führt, wie jeder/m sich immer Raum für Akzente gibt, die Richtungswechsel initiieren können.“

Marc Muellbauers kompositorische Beiträge durchlaufen verschiedene Pulsationen – „Polychrome“ ist ein Rubato-Stück, das um eine diatonische Melodie herum aufgebaut ist, die ihrem tonalen Rahmen entfliehen will. Bei „Wasp at the Window“ hingegen vereint sich die Gruppe in einem ausgedehnten Neunachteltakt-Ostinato, das sich nach dem Willen des Quartetts biegt und wölbt. Den Bossa Nova „Valdemossa“ schrieb Marc in Anlehnung an Komponist Frédéric Chopin: „Valdemossa entstand anhand der Harmonie von Chopins bekanntem Präludium Nr. 4 in e-Moll aus seinem Zyklus der 24 Präludien op. 28. Ich habe eine neue Melodie darauf geschrieben, die die chromatischen Vorschläge der Akkordfolge ausweitet und ihre Mehrdeutigkeit dazu nutzt, in zwei weit entfernte Tonarten zu modulieren. Der Name bezieht sich auf den wunderbaren Ort auf Mallorca an dem Chopin das Stück komponierte.“

Das erste Stück des Schlagzeugers Heinrich Köbberling im Programm, „Lightcap“, ist spielerisch dekonstruiert und erinnert zunächst an die Skizzen-ähnliche Kompositionskunst von Paul Motian. Tatsächlich ist das Stück von Köbberlings frühen Trio-Unternehmungen in den 90er Jahren mit der Saxofonistin Lisa Parrott und dem Bassisten Chris Lightcap inspiriert – daher der Titel. Die andere Komposition des Schlagzeugers ist „Post Post Post“ – eine subtile Gruppenimprovisation mit einer verschleierten Melodie, die den Schlagzeuger schon seit Jahren beschäftigt.

Wie für Julias Alben inzwischen üblich, bekommt mit Princes „Sometimes it Snows in April“ auch dieses Mal ein bekannter Popsong ein neues Gewand umgehängt. Die eingängige Melodie, der unmittelbare harmonische Hook und der entspannte Groove des Stücks werden von der gesamten Band aufmerksam erkundet, wobei Julias eindringliches Tastengespür im Mittelpunkt steht.

The Next Door wurde im März 2022 in den Studios La Buissonne in Südfrankreich aufgenommen und erscheint pünktlich zur Europatournee des Quartetts mit Konzerten in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Norwegen.

Gesamtleitung: Frankfurter Bürgerstiftung
Förderer: Borchert-Stiftung, Heinz- und Gisela Friederichs Stiftung, Freundes- und Förderkreis der Frankfurter Bürgerstiftung

Heinz- und Gisela Friederichs StiftungFreundes- und Förderkreis der Frankfurter Bürgerstiftung