Kinderfest vor dem Holzhausenschlösschen
Kinderfest © Gerrit Töpfer

Salon kontrovers: Briefe – schreiben und lesen

„Am deutschen Volk rächt sich sein Wahn und Rausch“ – Thomas Manns BBC-Rundfunkreden an „Deutsche Hörer“ von 1940-45
  • Montag, 17. März 2025 – 19.30 Uhr

Holzhausenschlösschen
Justinianstraße 5
60322 Frankfurt am Main

Thomas Mann (Fotografie von Carl van Vechten, 1937) © Van Vechten Collection at Library of Congress (gemeinfrei via Wikimedia)

Kooperationsveranstaltung mit dem S. Fischer Verlag zum 150. Geburtstag und 70. Todestag von Thomas Mann im Jahr 2025

Eintritt € 14,- (Parkett, Reihe 1-5) / € 10,- (Parkett, Reihe 6 und Fensterbänke) / € 5,- (Empore, eingeschränkte Sicht)

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Darüber hinaus werden wir über die Mediathek unserer Website am Veranstaltungstag einen Livestream der Veranstaltung anbieten.

Die Originalaufnahmen der Ansprachen werden kommentiert von Hans Sarkowicz im Gespräch mit Ruthard Stäblein
Konzeption: Ruthard Stäblein

Zur Veranstaltung


„Wo ich bin, ist Deutschland“ – trotzte Thomas Mann. Hitler hatte ihn ausgebürgert, als er noch in der Schweiz im Exil lebte. Und als er 1938 in die USA ging, schrieb er diesen Satz: „Wo ich bin, ist Deutschland“. Ja, man kann einem deutschen Bürger den Pass, aber einem Thomas Mann nicht das Deutschsein nehmen. Denn er verkörperte mit seinen literarischen Werken die deutsche Sprache, er repräsentierte die „deutsche Kultur“. Und er konnte sie überall hin mitnehmen.

Anfangs zögerte er noch, ob er seine Abscheu vor dem Nationalsozialismus gemeinsam mit den anderen Emigranten öffentlich aussprechen sollte. Dabei hatte er sich bereits lange vor 1933 gegen diese „Totschlagelust“ der Nazis empört, „diese Elendsmischung aus vermufften Seelentümern und Massenklamauk“. Denn er fürchtete noch anfangs im Exil, seine Bücher im Reich verboten zu sehen und seine Leser dort zu verlieren. Nachdem ihn insbesondere seine ältesten Kinder Erika und Klaus ermahnt hatten, wurde Thomas Mann jedoch ab 1936 immer kämpferischer und polemischer in seinen Worten gegen die Nazi-Barbarei. Erst recht, als er ab Oktober 1940 die Gelegenheit erhielt, für die BBC-Reden an „Deutsche Hörer“ zu halten, die der englische Sender ins Deutsche Reich ausstrahlte.

Zunächst noch appellierte er mit der „warnenden Stimme eines Freundes der Deutschen“ an die Vernunft, das Gewissen und die hohen Werte der „deutschen Kultur“, um seine Landsleute zum Widerstand gegen Hitler zu bewegen.

Bereits 1941, erwähnte er „Massenvergasungen“: „Was geschieht, wisst ihr, wollt es aber nicht wissen“. Aber bald schon erinnerte und ermahnte er in seinen Rundfunkreden daran, dass die Deutschen für ihre Verbrechen „zahlen“ müssen, dass auf die Bombardierung des englischen Coventry die Bombardierung seiner Heimatstadt Lübeck, dass auf Schuld Sühne folgen muss.

Und doch berief er sich, hoffte er, auf die Rückkehr eines „freien Geistes“, einer wahrhaft „deutschen Kultur“.

Mit seiner klar artikulierenden, eindringlichen Stimme gewinnt Thomas Mann noch beim Wiederhören seiner Reden eine Präsenz, ja eine Aura, die weiter ausstrahlt.

Ruthard Stäblein

Die Mitwirkenden


Hans Sarkowicz war von 1979 bis 2021 beim Hessischen Rundfunk, zuletzt als Programmleiter von hr2 kultur. Zu seinen Publikationen gehören Bücher zu kulturhistorischen und zeitgeschichtlichen Themen, Biografien über Schriftsteller und Schauspieler sowie Hörbücher, darunter „Die Stimmen der Familie Mann, Geheime Sender. Der Rundfunk im Widerstand gegen Hitler“ und zuletzt die beiden Originalton-Anthologien „Jahrhundertstimmen“ 1900–1945 und 1945–2000 (zus. m. Christiane Collorio, Ines Geipel, Ulrich Herbert, Michael Krüger und Annette Vogt).

Ruthard Stäblein, geboren in Mellrichstadt. Studium der Romanistik, Germanistik, Komparatistik und Philosophie in Berlin, Tübingen, Toulouse und an der Sorbonne in Paris. Danach als Assistent, Lektor und Dozent in Paris und Nancy: Mitglied in der Forschungsgruppe „Culture de Weimar“ an der Pariser „Maison des Sciences de l'Homme“. Publikationen zur Wiener Moderne und zur „Dekadenz“ in verschiedenen Sammelbänden. Herausgeber von „Identitätskrise und Surrogatidentitäten. Zur Wiederkehr einer romantischen Konstellation“ (Campus-Verlag) sowie einer Reihe über Moral seit 1992 in fünf Bänden, erschienen bei Fischer und Insel. Seit 1988 Mitarbeiter des Hessischen Rundfunks, Redakteur für Literatur. Dramaturgische Einrichtung von Hörbüchern wie „Der Mann ohne Eigenschaften“ von Robert Musil; „Atemschaukel“ von Herta Müller; Briefwechsel zwischen Siegfried Unseld und Thomas Bernhard; „Schopenhauer in 100 Minuten“; „Autobiographische Schriften“ von Thomas Bernhard; „Freiheit“ von Jonathan Franzen; „Der Traum des Kelten“ von Mario Vargas Llosa; „Die sterblich Verliebten“ von Javier Marias, „Nietzsche in 100 Minuten“ u.v.a.

Gesamtleitung: Frankfurter Bürgerstiftung
Hauptförderer: Dr. Marschner Stiftung
Förderer: Freundes- und Förderkreis der Frankfurter Bürgerstiftung
Kooperationspartner: S. Fischer Verlag

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